Die BaFin wird sich im kommenden Jahr verstärkt auf die Zukunftsfähigkeit und Stabilität der Versicherungsbranche konzentrieren, insbesondere hinsichtlich Kapitalanlagerisiken, der Solvenz von Lebensversicherern und dem Risikomanagement im Bereich Cyberversicherungen. Zudem plant die BaFin eine Weiterentwicklung der Wohlverhaltensaufsicht, insbesondere bei Unternehmen mit hohen Stornoquoten, und setzt sich für eine effiziente Regulierung sowie Bürokratieabbau ein, während sie die Herausforderungen des technologischen Wandels und veralteter Systeme adressiert.
Versicherungsunternehmen müssen derzeit in einem anspruchsvollen Umfeld agieren. Die wirtschaftliche Entwicklung lässt sich kaum vorhersagen. Die geopolitischen Risiken sind weiterhin hoch. Dazu kommen weitere Bedrohungen, wie die stets präsente Gefahr von Cyber-Angriffen. In der Aufsicht werden wir uns daher im kommenden Jahr insbesondere auf die Zukunftsfähigkeit und Stabilität der Branche konzentrieren. Und auch das Thema Wohlverhaltensaufsicht bleibt weit oben auf unserer Agenda. Zentrale Risiken für dieBrancheim Fokus Was haben wir uns konkret vorgenommen? Wir werden uns weiter mit Kapitalanlagerisiken beschäftigen – vor allem bei Versicherern, die einen hohen Bestand an alternativen Kapitalanlagen im Portfolio haben. Außerdem werden wir weiter analysieren, wie die Solvenz der Lebensversicherer auf adverse Kapitalmarktszenarien reagiert. Auch das schnell wachsende Geschäft der Cyberversicherungen behalten wir im Blick. Hier wollen wir wieder Daten erheben, um sicherzustellen, dass die Versicherungsunternehmen dem volatilen Verlauf dieses Segmentes durch ein angemessenes Risikomanagement begegnen. Zudem planen wir, uns innovative und teils komplexe Rückversicherungskonstruktionen genauer anzuschauen. Dabei werden wir uns auf die mit diesen Instrumenten verbundene Risikoreduktion und auf ihre Auswirkungen auf die Solvenzsteuerung fokussieren. Darüber hinaus werden wir weiter darauf drängen, dass die Unternehmen die Risiken des technologischen Wandels angemessen managen. Leider haben viele Versicherer immer noch grundlegenden Verbesserungsbedarf im IT -Risikomanagement. Und auch veraltete Systeme sind noch ein Risikofaktor – genauso wie die Bedrohung durch Cyber-Angriffe und Konzentrationen von IT -Auslagerungen. Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie diese Risiken ernst nehmen und entsprechend handeln. BaFin-Exekutivdirektorin Julia Wiens spricht bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht am 20. November in Bonn.© BaFin/Armin Höhner Wohlverhaltensaufsicht weiterentwickeln. Regulierung möglichst effizient gestalten Natürlich bleibt für uns das Thema Kundennutzen absolut relevant. Im nächsten Jahr werden wir uns Unternehmen mit hohen Stornoquoten genauer ansehen. Außerdem wollen wir im Zuge der Wohlverhaltensaufsicht auch andere Sparten in den Blick nehmen. Denn der Grundsatz, dass Produkte einen angemessenen Kundennutzen bieten müssen, gilt universell. In puncto Regulierung konzentrieren wir uns im kommenden Jahr auf die nächsten Schritte im Rahmen des Solvency-II-Reviews, die Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherungsunternehmen (Insurance Recovery and Resolution Directive – IRRD) und die weitere Ausgestaltung der europäischen KI-Verordnung. Dabei setzen wir uns dafür ein, Regulierung möglichst schlank und effizient zu gestalten. Bürokratieabbau und Modernisierung voranbringen Auch der Bürokratieabbau bleibt auf unserer Agenda – genauso wie die Modernisierung der Versicherungsaufsicht. Denn die Branche verändert sich rasant. Märkte, Produkte und Regulierung werden komplexer, neue Geschäftsmodelle kommen an den Markt, der digitale Fortschritt nimmt weiter Fahrt auf. Deshalb wollen wir jetzt, zusammen mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Aufsicht, die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Für eine Versicherungsaufsicht, die wirksam, zielorientiert und durchsetzungsstark ist – mit einer einflussreichen Stimme in Europa.